„Die Geburt war ein Traum!“ (Geburtsvorbereitung)

Vorwort

Wenn andere Menschen von meiner Tätigkeit als Hypnosetherapeut erfahren, ist die Neugierde oft sehr groß. Ich höre oft dieselben Fragen: Was macht ein Hypnosetherapeut? Was ist die Hypnose überhaupt? Kann die Hypnose mir wirklich bei körperlichen und seelischen Problemen helfen? Wie läuft so eine Therapie eigentlich ab?

In den „Geschichten aus der Praxis“ möchte ich die letzte Frage beantworten und Ihnen jeden zweiten Sonntag einen Einblick in die hypnotische Arbeit geben. Dabei lege ich selbstverständlich sehr großen Wert auf Diskretion und halte die Identität meiner Klienten geheim. Ich verändere dafür die Personendaten (Name, Alter etc), oder halte sie absichtlich sehr vage, um meine Klienten zu schützen.

In den Geschichten werden Sie auf sog. „Archetypen“ treffen, die man auch als Persönlichkeitsteile, oder Ich-Anteile bezeichnen könnte. Sie zeigen sich in der Form von Menschen, Gegenständen, Tieren, oder Fabelwesen und dienen uns als „Sprachrohr des Unbewussten“. Sie geben uns wichtige Informationen und helfen uns bei der Bewältigung unserer Ängste, oder Konflikte.

Im Hypnose-FAQ habe ich Ihnen alles Wissenswerte über unsere unbewussten Helfer zusammengefasst – hier erfahren sie alles zur inneren Weisheit, der Tiefenperson und dem Saboteur.

„Die Geburt war ein Traum!“

Als Teil meiner Kooperation mit der Uniklinik Köln helfe ich schwangeren Frauen, sich mit Hilfe der Hypnose auf die Geburt vorzubereiten. Ziel ist eine möglichst schmerzfreie Geburt. So kam auch Steffi gemeinsam mit

Zeichnung von Stefanie Grundmann

ihrem Mann zu mir. Sie hatte bereits an einem Hypnobirthing-Kurs teilgenommen und dort eine Technik erlernt, mit Hilfe welcher sie nacheinander mit den Farben des Regenbogens in Kontakt geht. Jede Farbe trägt dabei eine eigene Eigenschaft. An der Technik gefiel Steffi jedoch nicht, dass der Ablauf, die einzelnen Farben und ihre Eigenschaften, festgelegt waren und nicht verändert werden sollten. Als Steffi davon hörte, dass sie bei mir ihr eigenes Bild und ihre eigene Technik entwickeln würde, war sie begeistert und rief mich sogleich an.

Steffi und ihr Mann haben schon einen gemeinsamen Sohn, dessen Geburt aber sehr kompliziert war. Steffi hatte damals Nierenkoliken, weswegen sie mit Morphin behandelt werden musste. Als die Spezialisten der Kinderintensivstation schon bereitstanden, wurde der Kleine dann mit Hilfe einer Saugglocke zur Welt gebracht. Seit kurzer Zeit fühlte Steffi wieder ein „Nierenziepen“, was die Erinnerungen an die damalige Geburt leider wieder aufleben ließ. Sie bekam Angst, dass die nächste Geburt ähnlich kompliziert werden könnte wie die vorherige.

Es war somit wichtig, dass wir die Geburt des ersten Kindes erst einmal aufarbeiten und lösen würden, bevor wir mit der eigentlichen Geburtsvorbereitung beginnen konnten. Das Problem war nur, dass das Baby schon in 8 Tagen ausgezählt war. Wir hatten keine Zeit zu verlieren.

Die Hypnose

Steffi (wie auch ihr Mann) ging(en) sehr gut in die Hypnose. Wir bekamen vom Unbewussten die Erlaubnis für eine ruhige und sanfte Geburt. Als nächstes gingen wir in die bildliche Hypnose über, wo sich Steffi innerlich einen Fluss vorstellte, in den Sie ihre Füße hineintauchte. Dabei durfte sie alles an den Fluss abgeben, was sie belastet hatte. Der Fluss trug alles davon.

Wir gingen weiter und suchten das, was als „Innere Weisheit“ bezeichnet werden könnte. Diese zeigte sich in Form eines hellen Lichts, das Steffi als ersten Schritt auf ein orangen farbiges Kornfeld begleitete. Hier war sie ganz für sich alleine und fühlte sich sicher und geborgen. Sie fand einen Platz in dem Feld, der schon für sie vorbereitet war. Die Ruhe tat ihr gut; hier konnte sie in Ruhe ihr Kind bekommen. Die Aufarbeitung der früheren Geburt würde 9 Tage dauern, sagte uns das Licht – mehr war heute nicht zu tun. Das war für Steffi in Ordnung, so beendeten wir die Hypnose.

Am Ende der Sitzung gab ich Steffi die Aufgabe, zu Hause in Selbsthypnose immer wieder das Kornfeld aufzusuchen und das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit aufzunehmen. Hierzu gab ich ihr die Hypnosemusik mit, die wir auch in der Praxis verwendet hatten.

3 Tage später bekam ich eine SMS von Steffi: „Der Sohn wurde geboren! Geburt war n Traum! Dieses Hypnobirthing/Tiefenentspannungs Dings hat in Kombi mit viel Gebet bei mir ein echt fast schmerzloses Geburtsgeschehen bewirkt. (…) War selbst echt ziemlich baff! Dir dafür nochmal vielen Dank. Deine Hypnosemusik hatte ich zwar nicht dabei, war aber die ganze Zeit auf meinem Orangenen/roten Kornfeld und hatte die hypnobirthing Musik am Start. Musste mich leider hier und da aktiv gegen zwar sehr nette aber in der Situation unsensible Hebammen abschirmen, um auf meinem Kornfeld zu bleiben, aber sonst war alles toll!!!“

Es ist immer wieder faszinierend, was ein einzelnes inneres Bild (hier in Kombination mit anderen Techniken) bewirken kann!

Die nächste Geschichte aus der Praxis wird am 14.05.17 um 12 Uhr veröffentlicht.

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